Soylent vs. Essenskultur – Meine Meinung


Ist das nicht herrlich: Ein saftig zubereitetes Stück Fleisch oder Fisch, dazu knackig-frisches Gemüse und eine herrlich leckere Sättigungsbeilage, kombiniert mit einer feinen Sauce, sanft abgeschmeckt, harmonisch zu den übrigen Speisen…

Ich kann mir einfach nichts Besseres vorstellen, wenn es um mein Essen und meine Ernährung geht. Und jene Menschen, die hier mit mir auf einer Welle schwimmen, beim Lesen der Eingangszeilen dasselbe empfinden wie ich, sind meine Kunden.

Und hier jetzt die Alternative:

Ist das nicht herrlich: Ein Shake von Nährstoffen, zum Anrühren mit Flüssigkeit, ein Glas davon genussvoll den Rachen herunter laufen lassen, fertig und weg ist die Mahlzeit!

D A S ist Soylent! Fertigfutter!

Dass ich eine Vielzahl an Menschen mit meinem Koch-Service nicht erreiche, mag zum einen an abweichenden Ernährungsgewohnheiten, zum anderen an der zunehmenden Zahl jener Leute liegen, die im Essen einen Lebenserhaltungstrieb und eine schlichte Nahrungsaufnahme sehen, die zum Weiterleben unabdingbar ist. Was da in den Körper gestopft wird, ist erst einmal egal, Hauptsache satt!

Genuss oder gar Spaß und Freude am Kochen, mit dem guten Gefühl als Ergebnis, etwas richtig Tolles auf den Tisch gezaubert zu haben, erlebe ich doch eher selten. Umso mehr freue ich mich über jeden einzelnen meiner Kunden/innen 😉 .

Oft sind es heute die äußeren Einflüsse, derer wir uns nicht erwehren (wollen), die ein gesundes Ernährungsbewusstsein verhindern. Fehlende Zeit oder schlichte Bequemlichkeit sind die häufigsten Begründungen für seltenes Kochen mit frischen Produkten, mangelnder Wille, einen höheren finanziellen Aufwand zu betreiben, um hochwertigere Lebensmittel zu kaufen und zu verarbeiten, eine andere.

Das alles kann ich nachvollziehen und es steht mir nicht zu, die Lebenssituationen anderer Menschen zu bewerten oder gar zu kritisieren. Ich lebe nach dem Motto „Jede/r wie sie/er mag!“ und dieses vertrete ich auch beim Kochen.

Meine offene Einstellung zu diversen Lebensweisen in Sachen Ernährung findet allerdings da ein Ende, wo es um die reine und alleinige Aufnahme von industriell gefertigten Ersatzprodukten von Lebensmitteln geht! So wie bei Soylent!

Rob Rhinehart ist ein amerikanischer Unternehmer, dem die herkömmliche Nahrungsaufnahme eines Menschen durch Zubereitung von Lebensmitteln oder dem, was man landläufig darunter versteht, zuwider und reine Zeitverschwendung war (KLICK HIER). Er ist in meinen Augen der klassische Vertreter einer Ernährungskultur, die keine Kultur mehr ist sondern die sich tatsächlich auf einzig und allein eines beschränkt: Die Befriedigung des Lebenserhaltungstriebes „Nahrungsaufnahme“! Und bitte möglichst einfach und ohne großen Kraftaufwand!

Kochen? Unnötig und ineffektiv!

Zeit fürs Essen? Verschwendung!

Rhinehart hat sich mit Soylent stattdessen einen Cocktail an Nährstoffen zusammengebraut, den man nur noch mit Flüssigkeit den Rachen hinunter kippen muss. Zähne sind dafür unnötig, genauso wie die Zeit zum Einkauf von Lebensmitteln, das Einrichten einer Küche in der Wohnung und das gemeinsame Essen mit Freunden im Rahmen eines gemütlichen, gemeinsamen Abends. Wozu auch? Alles nur belastend und unnötig!

Stattdessen setzt er auf arbeitgeberfreundliche Zeiteffizienz bei Mittagspausen :mrgreen: und sieht das Essen nur als lästiges Beiwerk unseres Lebens. Mal abgesehen davon, dass er mit dieser Art der Ernährung sicher einen gewissen, in manchen Berufsgruppen sicher nicht unattraktiven, monetären Umsatz erzielt … welches Problem hat so ein Mensch sonst noch? 😛

Jetzt mal ehrlich: Ich möchte auf all die vielen schönen, lustigen, sozialen und kommunikativen Momente, die ich als Privatmensch rund ums Essen erlebe, nicht missen (Ja, ich verdränge gerade all die negativen Erlebnisse, aber das gehört dazu 😉 ). Es ist doch wirklich eine herrliche Kultur, die sich in der Menschheitsgeschichte parallel zur sozialen Entwicklung des Menschen, immer wieder neu erfunden hat und die auch heute noch ein hohes Maß an Vielfalt, Spannung und Möglicheiten, auch aufgrund der weiter entwickelten, modernen Technik bietet, die man sich nicht einfach mit dem bloßen Runterschlucken eines Nährstoff-Cocktails entgehen lassen sollte.

Auch wenn, laut Artikel, die Szene der Computer-Hacker die erste Gruppe der Interessenten war, so finde ich, sollte man einen weiteren Aspekt der konventionellen Ernährung nicht außer Acht lassen: Essen kann auch entspannend sein! Es lenkt in der Mittagspause von der Arbeit ab, bringt einen auf neue Gedanken und schafft zudem durch verschiedenste Geschmacksrichtungen der Speisen, ein besonderes Wohlgefühl.

Dass diese Art „Flüssigkeits-Weltraum-Nahrung“ sich beim Großteil der Bevölkerung nicht durchsetzen wird, behaupte ich jetzt einfach mal (auf der anderen Seite hörte ich schon von Wohnungen, denen die Küche fehlt, weil sie von den Bewohnern nicht gebraucht wird 🙁 ).

Ich finde, das ist eine Entwicklung, die in die falsche Richtung geht. Wieder einmal wird etwas industriell produziert, was uns Lebensqualität nimmt und darauf abzielt, für Dinge mehr Zeit verfügbar zu haben, die nicht wirklich dem Menschen an sich und seiner Gesundheit gut tut, sondern ihn gesellschaftlich und arbeitstechnisch noch intensiver als „Maschine“ funktionieren lassen soll!

Wir sollten statt dessen darauf achten, den nachfolgenden Generationen die Kultur des Essens, mit den Schwerpunkten Genuss und soziale Kontaktpflege, schon in der Schule zu vermitteln. Ernährung muss wichtig bleiben, der respektvolle Umgang mit Lebensmitteln und die Wertschätzung selbst „einfachster“ Produkte, sollte verstärkt vermittelt werden. Und letztendlich darf bei all dem der Spaß nicht zu kurz kommen, denn ohne Spaß an der Sache, wird das alles nichts!

Bei mir bleibt, logischerweise, die Küche weiterhin ein zentraler Ort in meiner Wohnung, an dem ich esse, mich mit Freunden unterhalte, mit ihnen genieße und natürlich gerne gemeinsam koche. Du lieber Himmel, was wäre mir in der Vergangenheit alles entgangen, wenn ich diese Möglichkeit nicht gehabt hätte? 😉

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