Mein Unternehmerleben: Der Ausgleich zwischen Arbeits- und Freizeit


Wer heute als Gewerbetreibender unterwegs ist, hat nicht selten den Anspruch, immer erreichbar zu sein. Wahrscheinlich, verständlicherweise, um sich kein Geschäft entgehen zu lassen. Ob dies auch für mich sinnvoll sein könnte, diese Frage stellte ich mir zu Beginn meiner Selbstständigkeit.

„Oh, Du bist selbstständig??? Dann hast Du sicher wenig Zeit, oder?“
Es ist zudem wohl unnötig zu erwähnen, dass die meisten Menschen die Selbstständigkeit mit unermeßlichem Reichtum verbinden und ich damit im Privatleben bei Anderen ein Maß an Attraktivität erlangt habe, von dem andere Männer (und Frauen) wohl nur träumen 😆 !

Natürlich ist das alles Unsinn!

Ich bin (noch) nicht reich, kann durch meine selbstständige Tätigkeit aber durchaus überleben.
Reichtum??? Brauchen wir den wirklich oder liegt in der heutigen Arbeitswelt, bei all dem Stress und Druck, der auf uns einschlägt, der wahre Reichtum nicht eher in der Zufriedenheit und dem Glück, die Arbeit mit einer großen Portion an Spaß und Freude erledigen zu können?

Ja, ein komischer Unternehmer scheint dieses Köchlein (also ich) zu sein, hm? 😀

Aber das hat natürlich alles seinen Sinn und die Wurzeln dieser Denkweise resultieren aus meinen Erfahrungen und Erlebnissen in der Vergangenheit.

Natürlich verdiene auch ich gerne Geld oder besser gesagt, meinen Lebensunterhalt und je mehr es ist, desto eher erreiche ich auch in diesem Bereich ein Maß an Zufriedenheit, das mich gleichzeitig ein gewisses Sicherheitsgefühl erleben lässt.
Dennoch bin ich bei meiner Arbeit auch hin und wieder Idealist und verzichte dabei tatsächlich auf einen, wenn auch geringen, Teil meines unternehmerischen Gewinns (was mir hier jetzt eh kaum jemand glauben wird, aber so ist es!). Manchmal erscheinen mir andere Unternehmer schlicht zu gierig. Dabei vergessen und vernachlässigen sie völlig die Interessen und Wünsche ihrer Mitarbeiter. Nicht umsonst ist gerade deshalb in der Gastronomie die Fluktuation der Mitarbeiter recht hoch.

Andererseits habe ich aber auch kein Geld zu verschenken! Wenn ein Kunde meine Kalkulation anzweifelt und er/sie meint, als „Externer“, einen Koch-Event besser kalkulieren zu können, als ich (nach jetzt 10 Jahren Erfahrung als Selbstständiger), dann erkenne ich dabei, ehrlich gesagt, lediglich, wie wenig meine Arbeit und die meines Teams, an Wertschätzung erfährt. Da werden Wunschpreise zusammengestellt, die um hunderte von Euro von meinem Angebot abweichen. Zwar kann ich diese „Traumpreise“ aus Sicht des Kunden absolut verstehen 😉 , sie basieren aber, aufgrund mangelnder fachlicher Kompetenz, auf völlig abwägigen Vorstellungen, wieviel Zeit sich ein Koch für die Ausführung eines Koch-Events nehmen muss, um ihn erfolgreich abwickeln zu können. Das ist zwar nicht angenehm, aber in dem Fall, dass es keine Einigung geben kann, verzichte ich lieber auf diesen Auftrag!

Ich hatte mir also zu Beginn der Selbstständigkeit, im Gegensatz zu manch anderen Existenzgründern, vorgenommen, mir zu meiner täglichen Arbeitszeit auch ein paar Stunden des Ausgleichs zuzugestehen. Dabei wollte ich meine Hobbies und vor allem meinen Sport, nicht vernachlässigen. Dies ist mir geglückt und ich lebe heute, nach zehn Jahren als Mietkoch, immer noch ein relativ ausgeglichenes Leben zwischen Arbeit und Freizeit.

Dies gelingt mir auch deshalb, weil ich von Beginn an dafür gesorgt habe, dass in der Kommunikation mein geschäftliches von meinem privaten Leben getrennt bleibt! 💡

Das kann oder will nicht jeder in meinem Bekanntenkreis verstehen (warum auch immer), aber ich lebe es sehr konsequent. Und ich erwarte ganz einfach, dass dies von jedem Privatkontakt, mit dem ich auch geschäftliche Beziehungen unterhalte, so akzeptiert wird.
Anrufer, die von mir erwarten, auch nach 23:00 Uhr oder z.B. an Sonn- und Feiertagen erreichbar zu sein, treffen hier auf einen Menschen, der seinen Job über alle Maßen gerne erledigt, aber alles muss, aus meiner Sicht, auch seine Grenzen haben! Sonn- und Feiertage sind für mich, sofern kein Auftrag gebucht wurde, freie Tage, Zeit der Erholung oder Arbeitstage, bei denen ich typische Hintergrundarbeiten erledigen kann.

Ich bin und will keiner der Unternehmer sein, die, wie ich heute noch bei einem Telefonat erfahren durfte, gerade aus ihrem Urlaub kommen und kurz nach der Landung … zack …schon mit der ersten Anfrage eines Kunden (in dem Fall war ich es! 😉 ) auf ihrem „Eine-Nummer-für-Alles-„Smartphone konfrontiert werden. Schließlich wurde ich um einen erneuten Anruf morgen Vormittag gebeten. Hmmm, warum nimmt der Unternehmer das Gespräch dann an, wenn er mir eh nicht weiterhelfen kann und mich dann eh auf morgen vertrösten muss??? Naja, not my way of life, but also not my problem! 😀

Als Fazit kann ich Neustartern eines Gewerbes nur dies empfehlen:

  • Nehmt Euch genügend Zeit für einen Ausgleich in der Freizeit!
  • Seid nicht immer und überall erreichbar! Wer sich für Euren Service interessiert, der hat sich bei der Entscheidung für Euer Unternehmens etwas gedacht und wird geduldig auf einen Rückruf warten (der dann aber auch kommen muss 🙂 )!
  • Ihr müsst keine täglichen 14-18 Stunden-Schichten schieben, wenn Ihr nur Eure Arbeitsabläufe und unternehmerischen Planungen in zeitoptimierte Konzepte packt!
  • Und…für mich persönlich immens wichtig: Gönnt Euch ein hohes Maß an Spaß bei der Arbeit, denn Spaß ist der beste Motivator und zudem ein ausgezeichneter Förderer von Kreativität!

Soweit die „guten Ratschläge“ eines Unternehmers / Mietkochs, der in diesem Jahr das zehnjährige Bestehen seines Unternehmens feiern darf.
Mit bestem Dank an meine bisherigen Kunden 😉

Weiter geht`s …


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