Gammel-Lebensmittel in deutschen Supermärkten und was WIR als Kunden dagegen tun können


Ein weiterer Lebensmittel-Skandal scheint auf unsere Discounter und Supermärkte in Deutschland zuzukommen: Mitarbeiter des Magazins „markt“ des Norddeutschen Rundfunks (NDR) berichten von Funden vergammelten Obstes und Gemüsen bei Besuchen einiger Märkte von REWE, EDEKA, Aldi und Lidl (INFOKLICK). Die Unternehmen hätten nach Veröffentlichung des Berichts eine verbesserte Kontrolle der Lebensmittel zugesagt.

Ach was!

Ob dieser Bericht nun tatsächlich etwas Neues darstellt und sich zu einem Skandal entwickeln kann, wage ich zu bezweifeln. Auch kann ich mir schlecht vorstellen, dass sich an dem „entdeckten“ Zustand zeitnah und dauerhaft etwas ändern wird.

Warum?

Seit fast 11 Jahren bin ich nun als Mietkoch, um es neutral zu formulieren, in diversen Lebensmittel-Verkaufsläden unterwegs. Und wer glaubt, dass der oben genannte Bericht mich überrascht hätte, dem kann ich nur ein müdes Lächeln zeigen 😉 .

Bei meinen Einkäufen prüfe ich die Ware generell auf Frische und den allgemeinen Zustand, damit meine Kunden für ihr Geld auch wirklich nur frischeste und beste Ware erhalten. Und…ich achte bei den Einkäufen einfacherer Zutaten darauf, möglichst dort einzukaufen, wo ein kurzfristiger, großer Warenumschlag garantiert ist und somit täglich frische Ware geliefert werden muss. Ansonsten sind meine ersten Zielmärkte eh Niggemann (KLICK) und die Metro!

Natürlich finde ich bei meinen Einkäufen (wenn es in Supermärkten nötig ist) hin und wieder auch vergammeltes Obst oder Gemüse oder in einem Netz auch schon einmal eine angeschimmelte Frucht in den Regalen. Ich nehme die Ware dann und übergebe sie Mitarbeitern, die sich auch jedes Mal sehr dankbar zeigen, denen es aber auch fast immer sichtlich peinlich ist. Ich gehe daher auch nie von „Absicht“ aus.

Das eigentliche Problem sehe ich an anderer Stelle. Wer in den deutschen Discountern und Lebensmittelmärkten einkaufen geht, erhält günstige, oft auch billige Ware. Um sich im Wettbewerb behaupten zu können, muss die Handelskette im deutschen Markt entweder eine Größe erreicht haben, mit der sie beim Einkauf Preise entscheidend beeinflussen (drücken) und entsprechend eine große Menge an die Kundschaft verkaufen kann oder es muss gespart werden. Letzteres passiert meist über den Posten „Personal“!

Personal ist allerdings nötig, um die Regale zu befüllen und für stetige Frische sorgen zu können. So räumt man natürlich die frische Ware nicht nach vorn in die Regale, sondern hinter die dort bereits befindliche Ware. Ich entdecke immer wieder, dass genau dies nicht stattfindet. Hier hilft ein Blick auf das Haltbarkeitsdatum! Das deutet, meiner Ansicht nach, darauf hin, dass das Personal entweder nicht entsprechend geschult wurde oder der zeitliche Druck beim Einräumen so immens ist, dass für das ordnungsgemäße Verräumen der Ware gar keine Zeit bleibt. Es liegt also zunächst an den Unternehmen selbst und erst dann an den Mitarbeitern, das vom NDR berichtete Problem zu beseitigen!

Schauen wir in den ein oder anderen Markt, so entdecken wir kaum noch Mitarbeiter und die wenigen im Laden arbeitenden, sind oft so gestresst, dass sie kaum noch eine anständige Arbeit leisten können. Da müssen manche Arbeitskräfte die Regale ein-/aufräumen, gleichzeitig die Kasse bedienen und hinterher auch noch den Boden reinigen und das sind ja nur die Arbeiten der Mitarbeiter, die ich beim Einkauf wahrnehme. Da erwarten wir ernsthaft ein perfektes Verkaufssystem in unseren Supermärkten? Also bitte!

Es gab in den letzten Jahren nur einen Supermarkt, in dem ich wirklich die Krise bekam, denn die dortige Obst-/Gemüseabteilung war dermaßen zahlreich mit nicht mehr frischen Produkten bestückt, dass ich mir eine Mitarbeiterin schnappte, sie bat, mich bei einem Gang durch die Abteilung zu begleiten und ich ihr dabei meine „Entdeckungen“ zeigte. Natürlich war sie wenig begeistert, auch von meinen zahlreichen Hinweisen (offenbar macht das sonst kein Kunde!) und erklärte mir anschließend, sie würde mit dem Verantwortlichen der Abteilung diesen Gang wiederholen! Das sollte so absolut nicht vorkommen, meinte sie.

Liegt also nicht auch ein Teil der Verantwortung bei uns als Kunden?

Wir wollen das frischeste Obst und Gemüse…eine braune Stelle an einer Banane macht sie für uns schon zur B-Ware, leicht hängende Blätter bei Radieschen lassen in uns den Verdacht aufkommen, frisch sei anders! Und wieviele Menschen regen sich über eine schimmelige Frucht in einem Netz auf, lassen das Netz dann aber liegen und geben es nicht dem Mitarbeiter/der Mitarbeiterin des Ladens! Ist das fair? Ist das ein korrektes Verhalten?

Ein fauler Apfel oder eine schimmelige Orange in einem Gebinde, sorgt schnell dafür, dass weitere Früchte vom Gammelprozess erfasst werden. Wollen wir das stoppen, und das ist mein Hintergedanke, wenn ich es als selbstverständlich erachte, dass ich als Kunde diese Ware selektiere und sie Mitarbeitern übergebe, dürfen wir nicht einfach an der Ware vorbei gehen und uns dann auch noch über deren schlechten Zustand aufregen.

Ja, die Lebensmittel-Märkte können selbstverständlich etwas gegen die Gammelware unternehmen, nur das kostet. Und da sind wir wieder im Teufelskreis: Viele Menschen wollen BILLIG, günstige Ware und Schnäppchen am laufenden Band. Dass das so alles nicht zu haben ist, sollte sich langsam herumgesprochen haben!

Der einzige Skandal, den der Bericht des „markt“-Magazins weiter befeuern könnte, ist der, dass Personal im Lebensmittelhandel nicht gut genug bezahlt wird, dass Arbeitskräfte fehlen und die auszuführende Arbeit zu ungewöhnlichen Belastungen der vorhandenen Angestellten führt, was sicher keine positiven Auswirkungen auf die Motivation der Mitarbeiter hat! Hier muss endlich umgedacht werden, nur bezweifle ich, dass der „markt“-Bericht das schaffen wird!


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